Skill & Grade Mix funktioniert: (2024)

Der Pflegeberuf steht im Wandel der Zeit. Angesichts einer alternden Gesellschaft und dem damit einhergehenden steigenden Bedarf an Gesundheitsleistungen sind europaweit vermehrt Pflegefachkräfte gefragt. Der Wiener Gesundheitsverbund als größter Gesundheitsdienstleister und Ausbildner für Gesundheitsberufe in Österreich beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und hat eine Reihe von Maßnahmen auf Schiene gebracht, die bereits Wirkung zeigen.

Ausbildungsangebot massiv erweitert
Bereits 2016 war WIGEV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb maßgeblich an der Mitgestaltung der Gesundheits- und Krankenpflege (GuK)-Ausbildungsreform beteiligt, die nun ihre ersten Früchte trägt:„Wir Verantwortungsträger*innen im Gesundheitswesen beschäftigen uns seit vielen Jahren mit dieser Entwicklung. In den vergangenen zehn Jahren sind uns wichtige Schritte gelungen, den Pflegeberuf und die Ausbildung attraktiver zu gestalten. Mit der Reform des GuK-Gesetzes und dem darin angelegten abgestuften Ausbildungskonzept in der Pflege haben wir einen wichtigen Grundstein gelegt. Wir als Wiener Gesundheitsverbund haben die neuen Möglichkeiten genutzt und unser Ausbildungsangebot massiv erweitert. Und letztlich haben wir mit den entsprechenden Maßnahmen die Reform in unserer Organisation auf den Boden gebracht.

Skill & Grade Mix funktioniert
Zentrale Neuerung in der GuK-Gesetzesreform 2016 war die Schaffung der Berufsbilder der Pflegeassistenz (PA) und der Pflegefachassistenz (PFA). Mit der ein- bzw. zweijährigen Pflegeausbildung neben dem Berufsbild der Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson bietet der Pflegeberuf heute vielfältige Optionen. Insbesondere für Menschen, für die die akademische Ausbildung bisher eine Zugangshürde darstellte. Mehr als 1.300 Studierende haben sich mittlerweile für die Ausbildung zur Pflegeassistent*in oder Pflegefachassistent*in entschieden. Durch diese neuen Berufsbilder werden Diplomierte Pflegefachkräfte (DGKP) im Alltag maßgeblich entlastet. Pflegeassistent*innen und Pflegefachassistent*innen übernehmen delegierte Aufgaben und erweitern so die vorhandene Struktur der Patient*innen-Versorgung optimal.

Der wohlüberlegte Zugang der auf unterschiedlichen Ebenen ansetzt, wird als Skill & Grade Mix bezeichnet. Diesem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass qualitativ hochwertige und professionelle Pflege auf Tätigkeiten beruht, die unterschiedliche Qualifikationen erfordern. Kölldorfer-Leitgeb:„Nicht jede pflegerische Tätigkeit setzt das GuK-Diplom voraus. Diplomierte Pflegepersonen werden durch die Unterstützung von ausgebildeten PAs und PFAs massiv entlastet. Das ist der große Nutzen des sogenannten Skill & Grade Mix – also der Bildung von Teams aus Pflegefachpersonen unterschiedlicher Qualifikationsniveaus je nach Bedarf.“

Eine aktuelle Studie zur Wirksamkeit des Skill & Grade Modells im Wiener Gesundheitsverbund ergibt: Sowohl Patient*innen, Diplomierte Pflegefachpersonen als auch Pflegeassistent*innen und Pflegefachassistent*innen bestätigen in großer Mehrheit die positiven Effekte der gemischten Team-Settings.

Practical Trainers: optimaler Einstieg in die Pflegepraxis
Im Rahmen der dualen Ausbildung – also der parallelen Ausbildung am Campus und in der Klinik – haben Auszubildende die Möglichkeit, sowohl theoretische als auch praktische Erfahrung zu sammeln und damit einen guten Einblick in den Berufsalltag zu erhalten. Das Ziel: Theorie und Praxis bereits in der Ausbildung zu verbinden. Die Qualität steht dabei immer im Vordergrund.„Der praktische Teil der Pflegeausbildung stellt unseren ersten direkten Kontakt mit den Studierenden dar.“, erklärt Silvia Riepl Pflegedirektorin der Klinik Favoriten.„Deshalb ist es für uns von entscheidender Bedeutung, dass dieser erste Kontakt erfolgreich verläuft. Von Anfang an setzen wir auf eine fundierte und evidenzbasierte Ausbildung, die darauf abzielt, sowohl Handlungskompetenz als auch Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln. Diese Herangehensweise stellt sicher, dass die Studierenden optimal auf die Herausforderungen des Pflegeberufs vorbereitet sind und die Qualität der Patient*innenversorgung kontinuierlich verbessert wird.“

An diesem erfolgskritischen Punkt setzt das Konzept der Practical Trainers an. Practical Trainer sind erfahrene Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, die sich ausschließlich der Anleitung der Student*innen widme.„Durch die Optimierung und Standardisierung des Ausbildungsprozesses verbessern wir die Ausbildungsqualität und die Zufriedenheit der Auszubildenden, sowie der Praxisanleiter*innen und Mentor*innen, was die Attraktivität unserer Klinik als Ausbildungs- und späterer Arbeitsplatz steigert.“, sagt Iris Wostri, Projektleiterin Practical Trainers und Stationsleiterin Pflege der Klinik Favoriten. Practical Trainer übernehmen mit den Auszubildenden eine definierte Anzahl von Patient*innen und entlasten so das Pflegeteam vor Ort. Gleichzeitig leiten sie die Studierenden praktisch an und stehen für Fragen zur Verfügung. Die Rückmeldungen aller Beteiligten sind eindeutig: Sowohl die bestehenden Pflegeteams, als auch die begleiteten Auszubildenden erfahren die Practical Trainers als absolute Bereicherung im Arbeitsalltag.

Derzeit sind im Wiener Gesundheitsverbund 18 Practical Trainer tätig. Bis Ende 2025 wird die Zahl auf 70 ausgebaut. In Zukunft erhalten somit ca. 2.800 Student*innen die Möglichkeit einer Praxisausbildung bei einem Practical Trainer im Wiener Gesundheitsverbund.

Pflegeberuf als attraktive Joboption
Für bestehende Mitarbeiter*innen im Wiener Gesundheitsverbund wurde im Herbst 2023 ein umfassendes Personalpaket geschnürt, für welches die Stadt Wien 150 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich in ihrem Haushalt zur Verfügung gestellt hat. Aus diesem Pool werden die besonders belastenden Sonn-, Feiertags- und Nachtdienste mit deutlich angehobenen Zuschlägen vergütet. Und auch für potenzielle Mitarbeiter*innen wird der Wiener Gesundheitsverbund attraktiver: Auszubildende in Pflegeberufen können ab Herbst 2024 angestellt werden. Das bedeutet: 2.706 Euro Brutto-Monatsgehalt inklusive aller Sozialversicherungsleistungen einer regulären Anstellung.

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Author: Rueben Jacobs

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